Sind wir bereit?
Ich weiß nicht, wie es ihnen ergangen ist, aber das Evangelium hat mich heute ein wenig geschockt.
Wie ich schon am Beginn vorweggenommen habe, findet Jesus heute ungewöhnlich harte Worte!
„Seinen Vater und seine Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, auch sein eigenes Leben zu hassen und sein Kreuz zu tragen, um ihm nachzufolgen, um Jünger/in Jesu zu sein.“
Erwartet er von uns wirklich diese radikale Hingabe und absolute Treue zu ihm? Bedeutet es, ihm nachzufolgen die Familie zu verlassen, die eigene Sicherheit und Lebenspläne aufzugeben und auf eigenes Hab und Gut zu verzichten?
Ich glaube, dass Jesus uns mit dieser harten Botschaft die Ernsthaftigkeit seiner Nachfolge klarmachen will. .
Ihm zu folgen, ist kein Kinderspiel und es genügt nicht ein „Klick“, wie auf Instagram oder Facebook, um jemanden zu folgen. Jesus will nicht nur bewundert und gehört werden. Er will mehr von uns. Er fordert, ihm von ganzen Herzen treu zu sein, uns ganz einzubringen, ohne Kompromiss, nicht irgendwie oder nur dann, wenn´s leicht geht.
Es gibt Menschen, die in Ordensgemeinschaften, Kriegsbieten, Ländern in Armut ihren Einsatz leisten und auf ein Leben mit Familie, auf Besitz verzichten. Ich bewundere sie, frage ich mich aber:
Wie kann die Nachfolge Jesu für uns in unserem persönlichen Leben aussehen?
Viele von uns leben in Partnerschaften und haben einander die Treue versprochen, zueinander Ja gesagt für immer, in guten und in schlechten Tagen. Das gilt auch für beste FreundInnen, für diverse Organisationen, Vereine oder Fußballclubs, für die viele bereit sind, alles zu geben, auf eigene Vorteile zu verzichten, Zeit und Geld opfern und das Leben ganz nach danach auszurichten, sich einzusetzen bei Erfolg oder Misserfolg.
Jesus treu zu sein bedeutet immer, Prioritäten in unserem Leben zu setzen und einen bewussten Schritt in ein Leben mit ihm zu tun. Dabei ist es manchmal notwendig, Altes loszulassen, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen und das Leben nicht von Neid auf andere, Gier, Stolz und herablassenden Ansichten bestimmen zu lassen.
Nach seinem Vorbild wollen wir Nächstenliebe, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit leben, Werte, die oft unbequem für uns selbst sind und zu Nachteilen führen können. Wir wissen es, es ist nicht immer einfach, nicht nur auf unser eigenes Wohl zu schauen, sondern auch unsere Mitmenschen im Blick zu haben. Sich selbst ein wenig zurücknehmen, für den anderen.
Die Treue zu Jesus bedeutet auch Entscheidungen zu treffen, die manchmal zu Konflikten mit sich selbst und Unverständnis anderer führen können.
Das kann die Wahl einer anderen Lebensform, eines persönlichen Glaubens, das soziale Engagement oder eine ganz andere Meinung zu haben, sein.
Es gibt aber auch Tage, an denen wir zweifeln, ob Jesus an unserer Seite ist. An Tagen, an denen Manches nicht so gut gelingt, an denen wir Gegenwind spüren, wir Angst vor Krieg, Sorgen um den Job, um die Kinder oder einer schwere Krankheit haben oder auch um einen lieben Menschen trauern. Gelingt es uns in diesen Zeiten, Jesus zu vertrauen, durchzuhalten, so wie er es getan hat, als unsere Last im Kreuz auf sich genommen hat?
„Folge mir nach“ bedeutet für mich, konkret Schritte zu tun, mit Jesus zu gehen. Sich auf ihn einzulassen, setzt Vertrauen voraus. Jesus traut mir und uns zu, ihm zu folgen. Er zeigt uns eine neue Perspektive, ein Leben in Fülle und Freude und seine Liebe und die Hoffnung auf die Auferstehung trägt uns auf unserem Weg. Sind wir bereit?
Amen